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Lars Högger, Tipptrainer von FC Little Camel, gab seinen Senf Fr 03.11.2023, 14:43 Uhr hinzu.

Away - The story continues

Fr 26.11.2004, in der Kategorie Artikel von Roman, 0 Kommentare

Auswärts - Die Geschichte geht weiter...

 

FC Bayern – VfL Wolfsburg

Englische Woche. Es war eigentlich schon fast ironisch, dass ich davon hier auf der Insel nix mitbekommen hab. Und so kann ich auch nicht wahnsinnig viel zu diesem Spiel sagen. Meine Informationsquelle fuer das Ergebnis war natuerlich mal wieder mein geliebter Teletext und so durfte ich mich ueber ein erfreulich klares 2:0 ueber einen widerlichen Gernegross freuen. Ein weiteres positives Merkmal an diesem Sieg war auch, wie ich erst am naechsten Tag

erfahren durfte, die Tatsache, dass mein Verein das Geschehen nach Belieben dominieren konnte und es keineswegs den Eindruck machte, als seien die Wolfsburger Tabellenfuehrer.
Bei dieser Gelegenheit moechte ich, zum Leidwesen aller Wolfsburg-Fans (gibt’s hier im AFS ueberhaupt welche? Ich hoffe doch mal nicht...), auf den immer noch mangelnden Bekanntheitsgrad dieser Mannschaft verweisen, den sie sich durch jahrelange Nichtsnutzigkeit im fussballerischen Niemandsland auch mit Sicherheit redlich verdient hat. Lediglich zwei Kollegen, die sich mit dem deutschen Fussball auch sonst ziemlich gut auskennen, wussten ueberhaupt, was dieses Wolfsburg ueberhaupt ist, waren sich allerdings auch einig, dass das wohl eher ein Witz sein muss.


Borussia M’gladbach – FC Bayern

Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber manchmal hat man halt einfach eine Vorahnung, wie ein Spiel endet oder man ist sich 100%ig sicher, dass es Probleme geben wird. Das Spiel gegen Gladbach war so eines davon. Vielleicht lag es daran, dass wir dort die letzten Jahr nie besonders gut ausgesehen haben und sich deshalb ein wenig Unbehagen angehaeuft hat. Vielleicht war es aber einfach nur eine instinktive dunkle Vorahnung, die Fussballfans fuer ihre Teams entwickeln, aber dazu spaeter noch mehr.
Ich war jedenfalls nicht wirklich ueberrascht, als mir die Neuigkeiten von meinen Eltern per Telefon ueberbracht wurden. Ich selbst war an diesem Wochenende bei meiner Freundin in Birmingham, und da wir am Tag zuvor auf einer Halloween-Party etwas mehr getrunken hatten als wir vielleicht haetten tun sollen und der Fernseher in ihrem aus irgendeinem Grund keinen Videotext hat, bekam ich vom Spielverlauf ueberhaupt nix mit und erfuhr das Ergebnis auch erst am Sonntag. Dabei gab es auch wieder eine nette Anektdote zu vermerken: Wir sassen alle gerade im Wohnzimmer als mein Handy klingelte; es waren meine Eltern. Meine Mutter teilte mir, da sie ja wusste, dass mich das wohl am meisten interessieren wuerde, sofort mit, wie miserabel der FCB abgeschnitten hatte. Und obwohl ich insgeheim damit gerechnet hatte, konnte ich mir nicht anders helfen als leise und sichtlich bestuerzt vor mich hinzuschimpfen. Das Gespraech dauerte dann auch nicht mehr lange und als ich aufgelegt hatte, schauten mich einige fast schon mit Schrecken erfuellte Gesichter an. „Was ist denn los?“ „Ist irgendwas Schlimmes passiert?“ Meine Reaktion schien scheinbar so geklungen zu haben, als waere jemand gestorben oder der Dritte Weltkrieg ausgebrochen.
Es ist nicht so, dass mich das Schicksal unseres Planeten nicht auch interessiert; und natuerlich haben furchtbare Ereignisse persoenlicher oder globaler Natur mit Sicherheit einen hoeheren Stellenwert, aber gerade in diesem Moment war Fussball eben am wichtigsten.
Der 11. September 2001 war ein Tag, an dem furchtbare Dinge geschehen sind, die die Welt veraendert haben. Trotzdem wurde weiter Fussball gespielt. Die Gruende dafuer war verschiedene. Oft wurde angefuehrt, dass man sich nicht dem Terrorismus beugen wolle und weiterleben muesse. Ich will diesem Argument gar nicht seine Glaubwuerdigkeit absprechen, denn damit setzte man vielleicht wirklich ein gutes Zeichen. Ich erinnere mich noch ziemlich gut an das Spiel, das am darauffolgenden Samstag im Olympiastadion ausgetragen wurde. Neben den erwartbaren Veraenderungen (kein knallbunte und laute Show vor dem Spiel, Schweigeminute, etc.) war es aber vor allem die Atmosphaere im Stadion vor den 90 Minuten, die eine ganz besondere war: normalerweise unterhaelt man sich natuerlich ueber das Spiel oder andere Begegnungen, die Mannschaftsaufstellung oder ueber die letzten Partien. All das, was ein essentieller Bestandteil eines Stadionbesuches war, verschwand aber auf einmal in den Hintergrund. Es wurde zwar nach wie vor geredet, aber ueber andere, offensichtlich wichtigere Dinge. Viele Leute, die sich mit Fussball nicht weiter beschaeftigen, haben sich sicherlich gefragt, wie so kurz nach diesen Anschlaegen wieder Fussball gespielt werden konnte (wenn ich mich recht erinnere wurde sogar am 11.9. Champions League gespielt), geschweige denn Leute auch noch ins Stadion gingen. Die Antwort ist einfach und vielleicht auch ein bisschen erschreckend: anders geht es nicht. Fuer die einen war es Ablenkung, fuer die andere Entspannung; aber es hatte auf jeden Fall eine Bedeutung. Ich bin mir sicher, dass viele Leute, die immer noch der Meinung sind, dass Fussballfans hirnlose Neanderthaler sind, deren geistiger Horizont bei der Mittellinie aufhoert, uns diese Bedeutung absprechen wollen und die Tatsache, dass wir trotz aller traurigen und schlimme Ereignisse auf der Welt immer in der Lage sind, uns ein Fussballspiel anzuschauen, als Beweis dafuer nehmen, dass wir genau das sind, fuer das sie uns halten. Waere jemand von diesen Leuten an besagtem Samstagnachmittag im Stadion gewesen, so wuerde er jetzt sich anders ueber Fussballfans denken.


FC Bayern – Juventus Turin

Nachdem ich ja beim letzten Mal endlich eine Quelle fuer Live-FCB zumindest fuer die Champions Leaugue entdeckt hatte, ging ich zusammen mit einigen Kollegen voll Zuversicht und durch die Aussicht auf eines von wenigen Live-Spielen aeussert beschwingt wieder in diese Sport-Bar. Es war sogar wieder der selbe Typ hinter der Bar; alles bestens. Es stelt sich aber im Laufe der folgenden Verhandlungen heraus, dass es dem geneigten Personal an diesem Abend nicht moeglich sei, den sympathischen Weltverein aus Muenchen live zu zeigen, weil ManU leider auf Sky Sports laufe und das nun mal Prioritaet habe... Damit begann sich der Traum von einem weiteren Live-Spiel in Luft aufzuloesen, waere nicht eine Kollegin von mir so nett gewesen, ihr Wohnzimmer samt Fernseher und Sky-Box zur Verfuegung zu stellen.
Es sollte sich herausstellen, dass diese Schwierigkeiten wohl ein schlechtes Omen waren, das ich zu ignorieren versuchte. Mir wurde waehrend des Spiels und vor allem bei ein paar ungluecklich vergebenen Chancen klar, dass es an diesem Abend wohl nix werden wuerde. Es war wieder eine dieser Vorahnungen. Und so war es (zumindest fuer micht) nur irgendwie logisch, dass irgendein dummer Umstand (in diesem Fall ein uebler Kahn-Patzer) dazu fuehren wuerde, dass uns der eindeutig verdiente Sieg verwehrt blieb. Der geneigte Leser darf dabei jetzt allerdings nicht den Eindruck bekommen als waer ich nur dagesessen, um mich in mein Schicksal zu fuegen. Die fuerchterlich Schizophrenie dabei ist ja, dass man sich einerseits immer wieder dazu aufrafft und weiterhofft, aber man andererseits haargenau weiss, dass diese Hoffnung schlichtweg vergebens und sinnlos ist. Und so war Juves 1:0 eine Bestaetigung einerseits, aber andererseits auch eine unglaubliche Tortur, die dadurch, dass man ja eigentlich die bessere Mannschaft war, nicht gelindert, sondern gar noch verstaerkt wird. All dieser duesteren Vorahnungen wurden fuer mich dann vor allem am Ende erkennbar, als Makaay noch eine glasklare Chance zum Ausgleich hatte: ich hoffte zwar, dass er einnetzen wuerde, aber ich war, als der Ball am Tor vorbeikullerte, auch nicht zu einer Reaktion wie „Enttaeuschung“ faehig, weil das Versagen an diesem Tag auf eine kranke Art und Weise vorprogrammiert war.
Selbst das typische Versagen von Leverkusen in Gegenwart eines sichtbar verzweifelten Leverkusen-Fans konnte mich an diesem Abend nicht mehr aufrichten.


FC Bayern – Hannover 96

An diesem Nachmittag sollte ich mich wieder einmal vor meinem Fernseher einfinden und mich einer 90minuetigen Selbstgeisselung unterziehen. Pizarros frueher Fuehrungstreffer bedeutete zwar anfangs so etwas wie eine Beruhigungsspritze, barg aber bei fortlaufender Spieldauer und unveraendertem Spielstand wieder einiges an Hoffen und Bangen in sich. Ihr koennt euch gar nicht vorstellen, welche erloesende Wirkung die Worte Makaay und Guerrero hatten. Vor allem das Tor des jungen Bayern-Amateurs schaffte es, mich fuer den Rest des Wochenendes in eine wunderbar wohlige Stimmung mit guten Aussichten auf die Zukunft zu versetzen.

 

 

 

 

FC Bayern – VfB Stuttgart

Auch diesmal schien der Pokal spurlos an meiner Aufmerksamkeit vorueber zu gehen und das, obwohl der Gegner nicht irgendein Provinzverein aus dem Osten war, sondern immerhin die ekligen Stuttgarter mit ihrem noch viel ekligeren Trainer. Erst eine SMS von einem Kumpel aus Glasgow, der sich nach dem Endergebnis erkundigen wollte, rief mir das Pokal-Achtelfinal wieder ins Gedaechtnis und so suchte ich den Teletext von fuenf Fernsehkanaelen ab, um herauszufinden, dass der DFB-Pokal fuer die Inselmenschen hier noch uninteressanter ist als die dritte und vierte schottische Liga, deren Ergebnisse ich problemlos verfolgen haette koennen. So blieb mir dann auch nix anders uebrig, als bis zum naechsten Tag zu warten, um das Ergebnis aus einer der Tageszeitungen im Lehrerzimmer zu erfahren.
Bei dieser Gelegenheit wurde mir auch wieder klar, wie egal den Leuten deutscher Fussball hier sein muss. Lediglich eine Zeitung (ich glaub, der Daily Telegraph) machte sich die Muehe, die Ergebnisse des DFB-Pokal-Achtelfinales in mikroskopisch kleiner Schrift unter „Results & Fixtures“ zusammen mit Bowling und Segeln in eine kleine Ecke zu pferchen. Das Ganze machte aber meine Freude ueber den deutlichen (und wie ich nacher erfahren durfte, auch extrem verdienten Sieg) nur noch intensiver, so dass dieser Tag auch wieder gerettet war.


VfL Bochum – FC Bayern

Der Simon hatte zuvor ja schon vollmundig angekuendigt, dass da vielleicht was gehen wuerde fuer seine Bochumer, aber da hatte er sich wohl getaeuscht. Gut, ich muss zugeben, es war wahrscheinlich nicht der glorreichste Sieg eines FCB-Teams in dessen 104jaehriger Geschichte, aber 3 Punkte sind nun mal... (den Rest koennt ihr euch wohl denken).
Das lange 0:0 und dann das aeusserst beunruhigende 1:0 auf Bochumer Seite waren nicht unbedingt die schoensten Minuten, die ich je vor einem Fernseher verbracht hatte, aber das „Wunderkind“ Paulo Guerrero verschaffte den geplagten Nerven letztendlich einiges an Linderung, die sich angesichts seines Doppelschlages mit Begeisterung und schierem Unglauben mischte. Saemtlich Stuermerprobleme, die zuvor immer wieder auftraten schienen auf einmal geloest. Mit diesem wunderbaren Ergebnis auf Platz 2 katapultiert (hinter Wolfsburg... wir waren also quasi schon Erster...) machte ich mich dann auch umso beschwingter zum allsonntaeglichen Lehrerkick auf einem Kunstrasenplatz in Wakefield auf. Dass es saukalt war und ich nach ca. 30 Minuten wie alle anderen mit einem nicht besonders wohlriechenden Gemisch aus Regen, Kunstrasen und Schweiss durchtraenkt war, stoerte mich keineswegs und in Gedanken spielte ich sowieso nicht auf einem Bolzplatz in Nordengland, sondern im Olympiastadion und schoss in der letzten Minute das entscheidende Tor gegen Kaiserslautern.
Die eigene Unfaehigkeit, oft einfach nur einen gerade Pass ueber 5 Meter zu spielen, fuehrt einem aber schnell vor Augen, dass man diesen Traum nicht auch nur annaehernd einmal erfuellen kann. Man weiss es zwar besser, aber man ist trotzdem ein wenig traurig darueber, nie fuer seinen Lieblingsverein spielen zu koennen. Man ist aber, und da wuerden jetzt wieder viele Fussballignoranten laut auflachen, genauso Teil des Erfolgs; und dabei muss man nicht unbedingt Hunderte von Euros dem Verein zukommen lassen. Den Verein juckt es bestimmt nicht, ob ich diese Saison ins Stadion gehe oder nicht und es waere dem Club auch sicher ziemlich egal, wenn ich meine Jahreskarte aufgeben wuerde (wir alle wissen ja eh, dass das unmoeglich waere). Auf den ersten Blick sieht es also so aus, als koennte Fussball ohne Fans existieren, weil die Clubs uns ja nichts schulden oder eine moralische Verpflichtung haben. Es sind allerdings die Fans, die dem Ganzen eine Bedeutung verleihen, manchmal zwar zuviel Bedeutung zugegebenermassen; aber eben eine Bedeutung, ohne die der Fussball keine Grundlage haette.


FC Bayern – 1.FC Kaiserslautern

[Handy klingelt]
[Hektisches Gesuche in allen moeglichen Innen- und Aussentaschen meiner Jacke]
[Handy gefunden]
[Erwartungsfrohes Gesicht, da der Anruf von meinen Eltern kommt]
„Ja? [...] Ja, ja, mir geht’s gut, grad auf dem Weg zurueck von Newcastle nach Leeds [...] Ja, das Theater war schoen, ja [...] Ja, ja, ist ok, jetzt – Wie hat Bayern gespielt? [Breites Grinsen] Jawoll, wie geil is das denn? Ja, Hammer. Na, scho wieder der Guerrero? Woa, wie geil, wie geil...“
Ungluecklicherweise fiel der Besuch des Theatre Royal in Newcastle auf denselben Nachmittag dieses Spiels, so dass mir von unserem triumphalen Sturm an die Tabellenspitze lediglich die Ueberbringung des Ergebnisses blieb. Und somit blieb nur noch das bange Warten am naechsten Tag auf das Ergebnis aus Wolfsburg.
Um es kurz zu machen: Diesmal konnte ich am Sonntag abend beim Kicken meinen lieben Kollegen die Tabellefuehrung mit meinem roten Bayern-Trikot uebelst unter die Nase reiben, was interessanterweise aber nicht zu eingsprungenen Blutgraetsche fuehrte. Die ueblichen nicht weiter boese gemeinten Anfeindungen konnte ich mir aber dann buchstaeblich auf der Zunge zergehen lassen, frei nach O. Kahn: „Alle im Stadion werden gegen uns sein. Bis auf dei Bayern-Fans wird ganz Deutschland gegen uns sein; was Schoeneres gibt es einfach nicht.“


FC Bayern – Maccabi Tel-Aviv

Saemtliche Kollegen versicherten mir einen komfortablen Sieg gegen die Israelis, was ich aber als nicht weiter ernstgemeint auffasste, sondern vielleicht eher als Vorspiel der Demuetigung am naechsten Tag, falls doch ein Desaster eintreffen sollte.
An diesem Abend fanden wir uns wieder bei einer Kollegin ein, deren Mitbewohnerin besagter Leverkusen-Fan (interessant: es gibt keine weibliche Form von „Fan“) war. Diese nahm, was vielleicht fuer einen Leverkusen-Fan wohl etwas unvorsichtig ist, den Mund ganz arg voll und sagte, es sei fuer sie das erste Mal, dass sie eine israelische Mannschaft unterstuetzte.
Und so waren die folgenden 90 Minuten das reinste Festessen fuer mich. Die Tatsache, dass Leverkusen zwar ein respektables Unentschieden in Madrid holte, das aber eventuell trotzdem nicht reichen koennte und Siegchancen durchaus vorhanden waren, machte den glorreichen Sieg meiner Mannschaft, die scheinbar nach einigen Umwegen doch noch den Pfad der Tugend gefunden hatte, umso suesser. Im Zuge dieses Rausches liess ich mich sogar dazu hinreissen, das bedeutungslose letzte CL-Spiel gegen Amsterdam sausen zu lassen, um mir Leverkusens Versuch, doch noch das Achtelfinale zu erreichen, anzuschauen. Naja, vielleicht ist das auch mal wieder eine Quelle weiterer leverkusener Heiterkeit, wenn ihr versteht, was ich meine...

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